Die deutsche Wirtschaft erlebt dynamische Veränderungen durch technologische, infrastrukturelle, gesetzliche und politische Entwicklungen. Dies betrifft vor allem die Unternehmen und deren Marktaktivitäten. Eine der größten Herausforderungen ist die Energiewende und der Klimaschutz. Deutschland hat ehrgeizige Klimaziele gesetzt, was zu Änderungen der Rahmenbedingungen für Unternehmen führt. Diese Ziele wurden im Grundsatzbeschluss 2022 zur deutschen Nachhaltigkeitsstrategie festgelegt, der eine ganzheitliche Balance von Ökologie, Ökonomie und Sozialem betont. Unternehmen müssen sich an verschiedene Gesetze zur Emissionseinsparung anpassen, darunter die Nachhaltigkeitsberichterstattung gemäß der CSRD ab 2026. Dadurch entsteht für Unternehmen ein regelrechter Anpassungsdruck.
Ein Weg für Unternehmen sich diesen Entwicklungen anzupassen, ist die Implementierung und Umsetzung von ESG. Das Akronym ESG setzt sich aus den Begriffen Environmental, Social und Governance zusammen, was Umwelt, Soziales und Unternehmensführung bedeutet. Die wachsende Bedeutung von ESG, insbesondere in der Finanzwelt, ist auf die gestiegene Relevanz zurückzuführen, die Unternehmen der Nachhaltigkeit ihrer Geschäftstätigkeit beimessen. ESG kann als Konzept betrachtet werden, das die Unterscheidung und Bewertung nachhaltiger Anlagemöglichkeiten, Investitionen und Unternehmensaktivitäten ermöglicht.
Die Implementierung und Umsetzung von ESG in einer Unternehmung erfolgt anhand der Unternehmensstrategie. Eine Umsetzungsstrategie von ESG beinhaltet eine Ziel- und Maßnahmenentwicklung hinsichtlich ökonomischer, ökologischer und sozialer Aspekte, im Sinne einer nachhaltigen Unternehmensstrategie. Anhand der finanziellen und nicht finanziellen Bewertung der ESG-Kriterien sowie die entsprechende Datensammlung und -aufbereitung ESG relevanter Aspekte, erfolgt die Erstellung einer Nachhaltigkeitsberichterstattung eines Unternehmens.
Die Implementierung von ESG in ein Unternehmen ist ebenfalls eine Möglichkeit, auf anhaltende Veränderungen des Finanzmarktes entsprechend reagieren zu können. Finanzmarktteilnehmer wie Banken berücksichtigen zunehmend Klimarisiken und Nachhaltigkeitskriterien bei Kreditvergaben und Investitionsentscheidungen. Banken und Investoren müssen selbst Nachhaltigkeitskriterien in ihren Strategien und Geschäftsmodellen einhalten und nachweisen. Daher werden bei Kreditvergaben vermehrt nachhaltigkeitsbezogene Informationen von Unternehmen eingefordert. Die Umsetzung von Nachhaltigkeitskriterien und deren Berichterstattung können positive Auswirkungen auf die Kapitalbeschaffung und das Risikomanagement eines Unternehmens haben.
Eine frühzeitige Implementierung einer ESG-Umsetzungsstrategie lohnt sich demnach durchaus für mittelständische Unternehmen. Sie können so auf dynamische Entwicklungen in Bezug auf Nachhaltigkeit reagieren und regulatorischen sowie gesellschaftlichen Trends begegnen, die ihr Image und ihre Wettbewerbsfähigkeit beeinflussen. Politische Rahmenbedingungen und EU-Vorschriften wie die CSRD ermutigen zusätzlich zur Implementierung nachhaltiger Maßnahmen. Eine ESG-Umsetzungsstrategie kann die Reputation stärken, Compliance sicherstellen und den Zugang zu Kapital erleichtern, da Finanzmärkte zunehmend auf Nachhaltigkeitskriterien achten. Der Mittelstand kann daher von einer frühzeitigen Integration von ESG in die Unternehmensstrategie profitieren, auch ohne bestehende Pflicht.
Die Umsetzung von ESG birgt Herausforderungen in Bezug auf Ressourcen und Kosten. Dennoch sollten die positiven Auswirkungen auf den Finanzmarkt, die Kapitalbeschaffung sowie die gesteigerte Reputation durch transparente Kommunikation die Herausforderungen überwiegen. Die frühzeitige Implementierung einer ESG-Umsetzungsstrategie bei mittelständischen Unternehmen ist empfehlenswert, stärkt die Wettbewerbsfähigkeit, finanzielle Stabilität und ermöglicht die Vorbereitung auf künftige Pflichten. ESG ist somit eine lohnende Investition in die Zukunft eines Unternehmens und gewinnt ebenfalls im Mittelstand weiter an Bedeutung.
Autorin
Cosima Reutter hat im Rahmen ihres Studiums der Immobilienwirtschaft an der Dualen Hochschule Baden-Württemberg Stuttgart ihre Bachelorarbeit zum Thema „Umsetzungsstrategie von ESG bei mittelständigen Unternehmen – dargestellt am Beispiel der Wohnbau Wernau eG – eine kritische Analyse“ geschrieben.
Dr. Klein Wowi erarbeitet im Rahmen des Projektes „Finanzielle Machbarkeit der Dekarbonisierungsstrategie – Erstellung und Bewertung einer Unternehmensplanung unter Einbeziehung objektspezifischer Dekarbonisierungspfade“ für die Wohnbau Wernau eG die Unternehmensplanung auf Basis der Investitionsplanung.
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