Schaden-Kosten-Quoten in der Gebäude- und D&O-Versicherung

Die Versicherer sehen sich im Laufe der Jahre immer stärker den steigenden Schadenausgaben ausgesetzt. Besonders in der Gebäudeversicherung gab es seit der Jahrtausendwende fast ausschließlich Schaden-Kosten-Quoten im dreistelligen Bereich. Die Versicherer haben also mehr Geld ausgegeben als sie eingenommen haben. Neuerdings gibt es auch erstmals Zahlen vom GDV Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft e.V. für die D&O-Versicherung. Auch wenn die Zahlen sich hier noch im zweistelligen Prozentbereich bewegen, ging bereits ein Stöhnen durch die Reihen der D&O-Aktuare.

Fakten zur Wohngebäudeversicherung
Die Sparte Wohngebäude ist den Versicherungsgesellschaften aus wirtschaftlicher Sicht ein Dorn im Auge. Spätestens seitdem die Versicherer die technischen Verluste nicht mehr durch Erträge am Kapitalmarkt kompensieren können, haben alle Versicherungsgesellschaften ihre Zeichnungspolitik verändert und zielen auf ertragsorientierte Beitragskalkulationen ab. Anhand der folgenden Tabelle der Schaden-Kosten-Quoten wird klar, dass dies bis zum Jahr 2015 nicht gelungen ist. Bei der Schaden-Kosten-Quote werden die abgegrenzten Beitragseinnahmen der Sparte den Aufwendungen für Versicherungsbetrieb und den Versicherungsleistungen gegenübergestellt. Bei dreistelligen Quoten überwiegen die Kosten gegenüber den Beitragseinnahmen.

Jahr
Schaden-Kosten-Quote
2000 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009  
103,12% 97,6% 144% 107,2% 103,8% 100,2% 102,8% 133,8% 109,5% 101,9%  

 

Jahr
Schaden-Kosten-Quote
2010 2011 2012 2013 2014 2015 2016 2017 2018  
112,2% 107,3% 104,3% 134,7% 101,8% 101,4% 96% 97,9% 108%  

 

Positive Wende 2016 und 2017?
Tatsächlich haben die Versicherer in den Jahren 2016 und 2017 erstmals einen Überschuss erwirtschaftet. Dies liegt aber nicht an besonders niedrigen Schadenaufwendungen. Denn gegenüber den Schadenaufwendungen in den Jahren 2014 und 2015 in Höhe von 9 Milliarden Euro lagen die Aufwendungen der Versicherer in den Jahren 2016 und 2017 bei insgesamt 9,9 Milliarden Euro. Der Grund für die positiven Zahlen lag vielmehr in den gestiegenen Beitragseinnahmen.

Die Beitragsentwicklung der vergangenen Jahre
Durch die veränderte Zeichnungspolitik der Versicherer und der konsequenten Umsetzung von risikogerechten Beitragskalkulationen haben sich die Beitragseinnahmen in den letzten Jahren deutlich erhöht. Lag der Gesamtbeitrag für die Sparte Wohngebäude im Jahr 2011 noch bei 4,9 Milliarden Euro, haben die Versicherungsnehmer im vergangenen Jahr bereits 7,7 Milliarden Euro an Beiträgen entrichtet.

Weitere Prognose
Im Jahr 2018 liegt die Schaden-Kosten-Quote mit 108 Prozent wieder über dem Schwellenwert von 100. Hier liegt der Grund am hohen Schadenaufkommen im Jahr 2018. Begünstigt wurde der Anstieg der Schadenzahlungen um insgesamt über 1 Milliarde Euro gegenüber dem Vorjahr durch das extreme Sturmjahr 2018. Es wird also auch weiterhin mit scharfen Beitragskalkulationen der Gebäudeversicherer zu rechnen sein, die allerdings meist auch durch die erhöhten Schadenaufwendungen begründet sind.

Situation der D&O-Versicherung
Für die Jahre 2016 und 2017 hat der GDV erstmals Schaden-Kosten-Quoten für die Sparte D&O veröffentlicht. Diese liegen mit 99 Prozent in 2016 und 85 Prozent in 2017 jeweils unter dem Schwellenwert von 100. So ganz aussagekräftig sind diese Quoten jedoch noch nicht, da die GDV Mitgliedsunternehmen lediglich die Hälfte des gesamten D&O-Marktes von geschätzten 500 Millionen Euro Beitragseinnahmen repräsentieren. Trotzdem geht ein Raunen durch die Büros der D&O-Aktuare, da die Schadenfälle der Großkonzerne in teilweise erhebliche Höhen steigen. Der Mittelstand dürfte aktuell noch nicht so stark von den D&O-Schadenfällen betroffen sein. Es bleibt abzuwarten, ob die Versicherer hier die gesamte Kundschaft mit einer veränderten Beitragskalkulation konfrontieren. Sofern die wenigen Verursacher der extremen Großschäden von der Solidargemeinschaft abgegrenzt werden, dürfte die Zeichnungspolitik der Versicherungsgesellschaften für den Mittelstand weiterhin konstant bleiben.

Weitere Informationen zu den wohnungswirtschaftlichen Versicherungen erhalten Sie unter wowi-versicherungen@drklein.de oder bei Ihrem DR. KLEIN Ansprechpartner.

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